Historie des AMC Unterer Breisgau e.V. im ADAC
6. Juni 1950 Im Gasthaus “Ochsen” in Emmendingen wurde beschlossen, einen Automobil- und Motorradclub ins Leben zu rufen.
28. Juni 1950 Im Gasthaus “Blume” Gründungsversammlung Automobil- und Motorradclub
11. Juni 1952 Gründungsversammlung der Kraftradgruppe
12. Mai 1953 Namensgebung AMC Unterer Breisgau
bis 2001 Trainingsgelände auf der ehemaligen Mülldeponie in Emmendingen
11. Oktober 2004 Spatenstich für das neue AMC Trialsportcenter Birkenwald in Herbolzheim
21.September 2007 Eröffnung AMC Trialsportcenter Birkenwald in Herbolzheim
DER AUTOMOBILCLUB UNTERER BREISGAU
Ein Bericht von unserem am 01.01.1955 eingetretenen und heutigem Ehrenmitglied Rolf Mießmer
So fing es an...
Im Jahr 1950, also 5 Jahre nach dem Ende des schrecklichen Krieges, der in Deutschland viel Leid und Elend hinterlassen hatte, und 2 Jahre nach der Währungsreform, bei welcher das Geld 10 zu 1 abgewertet wurde und somit von 1.000 ersparten Reichsmark (das hätte für einen KDF-Wagen* / Käfer gereicht) gerade mal 100 Mark übrig blieben, herrschten in Deutschland noch Verhältnisse, die sich ein junger Mensch heute kaum vorstellen kann.
Autos und besonders private Personenwagen waren seltene Verkehrsmittel. Man ging zu Fuß, oft auch über längere Strecken, oder fuhr - meist noch mit älteren Fahrrädern, die teilweise auch Vaterlandsräder genannt wurden - oder öffentlichen Verkehrsmitteln wie Eisenbahn oder z. B. dem Wälderschreck (Busverbindung: Emmendingen-Wäldertal / Ottoschwanden).
Des Normalbürgers Traum war damals ein Motorrad. Ein solches sich neu anzuschaffen, das konnten sich nur Wenige leisten. Ich z. B. bekam damals 32,50 DM Lehrgeld im Monat - und das erste Motorrad, welches in Deutschland nach Vorkriegsplänen ab 1949 wieder gebaut wurde und frei verkäuflich war, kostete harte 950 DM. Es war die NSU ZDB 125, eine 1-Zyl-2-Takt-Maschine mit einer Parallelgabel vorn und noch ohne Hinterradfederung.
Als der Medizinstudent Karl Hans Rehm - später langjährig praktizierender Arzt in Emmendingens Markgrafenstraße - mit einer solchen Maschine (ich glaube, es war das erste neue Gerät in der Stadt) durch die Straßen fuhr, waren ihm bewundernde und neidvolle Blicke der Anwohner sicher.
Ab 1950 machten aber auch schon stolze BMW-R-25-Besitzer die Straßen unsicher. Nach und nach kreuzten dann immer mehr Triumph, Zündapp, NSU, Maico, Horex, Viktoria, Puch und wie sie alle hießen als Neuentwicklungen auf. Die Krönung und auch mein stiller Traum war jedoch die ab 1951 als R 51/2 und später R 51/3 für 2.750, bzw. 3.100 DM erhältliche 500 ccm Boxer BMW.
Eine solche wurde - als zweite von der Fa. Flamm in Emmendingen am Tor überhaupt verkaufte - von Walter Reger aus Mundingen so flott bewegt, dass die Mundinger Dorfbewohner beim Herannahen des Regi Wäldi stets fluchtartig die Straße räumten.
Die wenigen Autobesitzer - vorwiegend Ärzte, Apotheker, Fabrikdirektoren, Metzger und andere gut betuchte Geschäftsleute, die seinerzeit die Straßen belebten, wurden vom gemeinen Fußvolk wie Halbgötter betrachtet.
Unterwegs waren hauptsächlich VW-Käfer - mit 24 PS, Seilzugbremsen (nur das Export-Modell gab’s mit hydraulischer Bremsanlage) und noch unsynchronisiertem Getriebe. Der Neupreis lag damals bei 3.500 bzw. 4.200 Deutschen Mark. Außerdem noch einige Vorkriegsmodelle, wie z. B. Opel Kadett, Mercedes 170 V, den gab es auch als 40 PS starken, mehr lauten als schnellen Diesel. Es war seinerzeit (glücklicherweise) der einzige Nagler-PKW. Ferner Opel-Kapitäne und ein paar andere Marken und Typen.
Einige dieser privilegierten Automobilisten trafen sich am 6. Juni 1950 im Gasthaus “Ochsen” in Emmendingen und haben an diesem Tag beschlossen, einen Automobil- und Motorradclub ins Leben zu rufen.
Die eigentliche Gründungsversammlung wurde daraufhin am 28.06.1950 im Gasthaus “Blume” in Emmendingen abgehalten und hierbei Franz Joseph Krafft - Besitzer der gleichnamigen Brennerei in Emmendingen’s Klosterwinkel - zum ersten Vorsitzenden gewählt.
Die erste Vorstandssitzung wurde am 14. Juli 1950 im Gasthaus “Fuchsen” - welches ab diesem Zeitpunkt auch Clublokal war - abgehalten und danach die erste ordentliche Mitgliederversammlung am 27. Juli 1950.
Die bei der Gründungsversammlung anwesenden Kraftradfahrer wünschten sich eine selbstständige Kradgruppe, welche jedoch an diesem Abend nicht verwirklicht wurde, weshalb auch nicht alle anwesenden Kradfahrer dem Club beigetreten sind.
Bis Anfang 1951 hatten sich die Kradfahrer des Clubs dann so weit separiert, dass sie bei einem Treffen unter sich im Gasthaus “Sinnerhalle” besprachen, eine eigene Kradabteilung innerhalb des Clubs zu gründen.
11 Monate später, am 18. Januar 1952, fand dann im Gasthaus “Rebstock” in Emmendingen’s Theodor-Ludwig-Straße (heute Café und Eisdiele) die erste ordentliche Versammlung dieser abgesplitterten Kradabteilung statt.
Diese Splittergruppe war in der Folgezeit äußerst aktiv, es wurden Ausfahrten, Orientierungs- und Zuverlässigkeitsfahrten organisiert und durchgeführt, sowie an Veranstaltungen benachbarter und befreundeter Vereine teilgenommen. (Darüber berichten wir an anderer Stelle bzw. zu einem späteren Zeitpunkt, ebenso über den Fortgang der Vereinsgeschichte).
Nach einem weiteren halben Jahr, am 11. Juni 1952, war es dann infolge starker Interessenkollisionen zwischen Auto- und Motorradfahrern endgültig so weit gekommen, dass eine eigenständige Generalversammlung der Kradabteilung mit der Wahl eines ebenfalls eigenen Vorstandsteams abgehalten wurde.
Dies war quasi die Gründungsversammlung der Kraftradgruppe, genau genommen sogar des heute bestehenden AMC, denn aus dieser Gruppe hat sich alles weiter entwickelt bis zum heutigen Tag.
Gleichwohl ändert das nichts an der wirklichen Gründung des Clubs 1950, denn eine komplette Trennung von Krad- und PKW-Gruppe hat bis dato nicht stattgefunden. Es gab und gibt immer nur einen AMC, der allerdings erst am 12.05.1953 auf Anraten des Gesamt-ADAC München so genannt wurde, während er sich davor ADAC Unterer Breisgau titulierte.
Gewählt wurden an diesem 11. Juni 1952:
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Zum 1. Vorsitzenden der Kradgruppe: Heinz Hauber aus Emmendingen, der gleichzeitig noch 2. Vorstand des Gesamtclubs war.
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Zum 2. Vorsitzenden: Wilhelm Binninger aus Nimburg
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Zum Sportleiter: Walter Reger aus Mundingen
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Zum Reiseleiter: Emil Egin aus Emmendingen
Bis zum nächsten Mal
Euer Oldi
Rolf
/12.04.04
(* Anmerkung: KDF stand für “Kraft durch Freude” - eine Einrichtung des nationalsozialistischen Regimes, welches den Menschen u. a. versprochen hat, dass sie nach Ansparen von exakt 999,- Reichsmark einen VW-Käfer nach entsprechender Zuteilung geliefert bekommen. Das Cabrio sollte 1.399,- Reichsmark kosten (meine Eltern hatten auch eines bezahlt). Gebaut wurden mit dem Geld aber VW-Kübelwagen und Schwimmwagen, welche dann im Krieg verheizt wurden. Die Sparer haben ihr versprochenes Auto nie erhalten und natürlich auch das bezahlte Geld nie mehr gesehen.
Auch das ist, am Rande bemerkt, GESCHICHTE.)